Bangkok - Sie sind ein alltäglicher Anblick, wohin man auch in Thailand geht. Junge Frauen in weißen Blusen und schwarzen Röcken oder junge Männer in weißen Hemden und schwarzen Stoffhosen, manchmal mit Gürtelschnallen auf denen ihre Universitäts-Logos befestigt sind.
Thailand ist eines der wenigen Länder, neben Kambodscha, Laos und Vietnam, in dem Schüler eine Uniform tragen müssen. Während das tragen von Schul-Uniformen in jedem akademischen Institut des Landes verpflichtend ist, variiert die Durchsetzung der Regeln von Ort zu Ort und hängt ganz vom Lehrpersonal ab.
Und hin und wieder gibt es einige Kontroversen über die Outfits von Schülern, vor allem über ihre Interpretation. Zum Beispiel beschwerten sich im Jahr 2009 die Direktoren der Chulalongkorn und Thammasat Universitäten in Bangkok über Studentinnen, die zu sexy und unangemessen gekleidet seien. Allerdings scheiterte der angekündigte Versuch, dies zu ändern. Dann im Jahr 2011 kam es zu einem weiteren kurzlebigen Aufruhr seitens Beamter des Bildungswesens, nachdem eine japanische Nachrichten-Webseite eine Umfrage durchführte und Thailands Schüler als die Sexisten in der Welt betitelte.
Die Kontroverse ist nun durch eine Studentin an der Thammasat Universität mit dem Spitznamen Aum Neko wieder in den Vordergrund gerückt. Sie hat Anfang September provokante Poster an Informationstafeln des Universitäts-Campus in Rangsit am nördlichen Stadtrand Bangkoks angebracht.
Die vier verschiedenen Poster mit darstellenden Paaren (sowohl hetero- und homosexuell) haben Slogans wie: "Ist Sex nicht aufregender in Studenten-Uniformen?"; "Wurden Sie aufgefordert, eine Uniform bei ihrer letzten Klausur zu tragen?"; "Werden Schüler in Uniformen in Frage gestellt?" und "Befreit die Menschheit von dieser Fessel".
Aum Neko beschloss ihren Widerstand gegen diese verbindliche einheitliche Regelung zu zeigen, nachdem einige Schüler bei einer Prüfung nicht Teilnehmen durften, weil sie nicht die erforderlichen Uniformen trugen. Aum Neko hat eine unwahrscheinliche Debatte über die Notwendigkeit von Uniformen in Bildungsinstituten und ihre Auswirkungen auf die Leistungen der Schüler angezettelt.
Sie persönlich glaubt an Liberalismus, sagte sie der Bangkok Post. Das zwingende tragen von Schuluniformen an Universitäten ist eine Beleidigung ihrer Intelligenz und Menschlichkeit. "Ihr nutzt die Uniformen nicht nur um den Körper zu kontrollieren, sondern auch ihr Verhalten und ihre Gedanken zu lenken", sagte sie.
Über die provokativen Poster, in denen auch Aum Neko zu sehen ist, sagte sie der Zeitung, dass das grundlegende Konzept der einheitlichen Uniformen traditionell für Güte und Moral steht, die aber immer wieder mit Sex und Bosheit in Verbindung gebracht werden.
Es überrascht nicht, dass die Plakatkampagne nicht nur eine Debatte bei sozialen und Massen-Medien über die Notwendigkeit der Studenten-Uniformen auslöste, sondern auch über die Unangemessenheit und schockierende Wirkung der Poster, die auf Unterstützung aber auch Vorurteile gegenüber Aum hervorriefen.
Thammasat Universität kündigte an, eine disziplinarische Überprüfung ihrer Handlungen durchzuführen. Sie hatte im vergangenen Jahr schon einmal für Aufsehen gesorgt, als sie lässig auf dem Schoss der Statue des Gründers der Universität Pridi Banomyong posierte. Ein Ausschuss bestehend aus Dozenten und Studenten wird das Problem angehen und Lösungen liefern.
Die Geschichte wirft auch die Frage auf, ob die Universität seine liberal-demokratischen Wurzeln beibehält, weil Studenten in seiner historischen Vergangenheit politisch aktiv waren. Obwohl die Debatte über Schul-Uniformen nur als oberflächliches Problem erscheinen mag, ist es einer von vielen Aspekten des militärischen Erziehungssystems Thailands, die Einheitlichkeit und Gehorsam stärkt, welches für konservative Thais eines der wichtigsten Merkmale in der Ausbildung ist. Die thailändische Gesellschaft hat sich allerdings verändert und ist bereit weiterzuziehen.
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