Bangkok - Die Ratingagentur Moody’s warnt wegen des kostspieligen Reisprogramms der Regierung vor wirtschaftlichen Schäden und einer möglichen Herabstufung der Kreditwürdigkeit.
Bekannt gegeben hatte Moody’s die Warnung am 3. Mai, woraufhin deutlich wurde, dass die von der Regierung unter Verschluss gehaltenen Zahlen in Bezug auf die Kosten des Reisprogramms so geheim sind, dass nicht einmal die Premierministerin diese kennt. Offiziell war bislang immer von zwischen 70 Milliarden und 100 Milliarden Baht (Finanzministerium) bzw. 115 Milliarden Baht (Weltbank) die Rede.
Die Regierung zahlt bis zu 50% über dem Weltmarktpreis, um Reis anzukaufen. Moody’s sprach daher vom „Reiskaufprogramm“ der Regierung, das wegen seiner Kostspieligkeit dem Plan im Wege steht, 2017 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Das könnte letztlich zu einer Herabstufung Thailands Kreditwürdigkeit (zur Zeit Baa1) führen. 2011 und 2012 seien die Verluste höher gewesen als durch das Finanzministerium vorausgesagt – trotzdem halte die Regierung an dem Reisprogramm ohne Änderungen fest.
Moody’s führt die sinkenden Reisexporte, Thailand ist nicht mehr Reisexporteur Nummer eins, auf das Reisprogramm zurück, weil der teuer angekaufte Reis in Lagerhäusern gehortet wird in der Hoffnung, dass dadurch der Weltmarktpreis steigt. Doch Thailand musste schmerzlich erfahren, dass es Weltmarktpreise nicht diktieren kann, weil Indien und Vietnam einsprangen und Thailand bei den Reisexporten überholten.
2011 verdiente Thailand 6,4 Milliarden Dollar bei Reisexporten (exportiert wurden 10,7 Millionen Tonnen), ein Jahr später waren es nur noch 4,6 Milliarden Dollar (6,7 Millionen Tonnen). So wenig Reis hatte Thailand zuletzt im Jahr 2000 exportiert.
Bei einer Kabinettssitzung am 4. Mai forderte Premierministerin Yingluck Wirtschaftsminister Boonsong Teriyapiromauf, die Zahlen auf den Tisch zu legen. Angeblich sollen sich die Verluste inzwischen auf bis zu 260 Milliarden Baht belaufen, was Boonsong jedoch bestreitet.
Hinweise gibt es wegen der Geheimhaltung nur aus zweiter Hand. Korn Chatikavanijvon der oppositionellen Demokratischen Partei hatte bereits Mitte April von einer „Katastrophe“ gesprochen und die Verluste mit 200 Milliarden Baht beziffert. Ende Mai hatte die Vize-Generalsekretärin im Finanzministerium Supa Piyajitti ebenfalls die Summe von 200 Milliarden Baht genannt und war daraufhin strafversetzt worden.
Nach der Warnung von Moody’s wurde die Premierministerin von Journalisten zu dem Thema befragt, aber Yingluck schien ungehalten. Sie konnte keine Zahlen nennen und verwies mehrmals auf die zuständigen Kabinettsmitglieder. Als nachgehakt wurde, ob die hohen Verluste ihre Stellung als Premierministerin gefährden, rief Yingluck „Genug!“ und beantwortete keine Fragen mehr. Vielmehr erklärte sie, dass die negativen Berichte falsch seien und die Regierung im Laufe der Woche erklären werde, weshalb das so sei.
Text u. Bild: Wochen Blitz
http://www.wochenblitz.com/nachrichten/bangkok/39656-thailand-droht-herabstufung-durch-ratingagentur-moodys.html#contenttxt
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